Die evolutionsbiologischen Wurzeln der Fremdenfeindlichkeit
Würzburger Soziobiologe hält am 8. Mai, 16.15 Uhr öffentlichen Vortrag an der Universität Jena
Jena (05.05.03) Ablehnung des Fremden ist nicht nur ein Thema für Soziologen, Psychologen und Politikwissenschaftler, sondern hat auch in der Biologie eine wichtige Bedeutung. „Schon Zellen können Verwandtschaft erkennen und Mediziner, die Organe verpflanzen, müssen mit Hilfe immunphysiologischer Techniken dieses Erkennungssystem unterlaufen, um ein Abstoßen des fremden Gewebes zu verhindern“, erläutert Prof. Dr. Berthold Hölldobler. „Die Zellen unterscheiden also zwischen Selbst und Nicht-Selbst“, sagt der Soziobiologe von der Universität Würzburg. Hölldobler wird zum Thema „Die Ablehnung des Fremden: Die evolutionsbiologischen Wurzeln der Xenophobie“, am Donnerstag (8. Mai) an der Universität Jena einen öffentlichen Vortrag halten. Er spricht ab 16.15 Uhr im Seminarraum 4.119 des Uni-Campus (Carl-Zeiß-Str. 2, 4. OG) auf Einladung der Jenaer Forschergruppe „Diskriminierung und Toleranz in Intergruppenbeziehungen“.
„Wir finden Verwandten-Erkennen und Diskriminieren von Nichtverwandten nicht nur bei Zellen und Geweben, sondern auch bei Organismen“, so Hölldobler. Doch bevor man sich mit der Entwicklung der Xenophobie beschäftigt, muss man zunächst die Evolution ihres Gegenteil, nämlich des Bio-Altruismus untersuchen. Diese Beständigkeit ist nirgends so hoch entwickelt wie bei den staatenbildenden Insekten wie Ameisen oder Termiten. Hier funktionieren Hunderttausende von Lebewesen wie ein einziger Superorganismus. So selbstaufopfernd sich die einzelne Ameise gegenüber ihren „Staatsgenossinnen“ verhält, so aggressiv agiert sie jedoch gegenüber fremden Artgenossinnen.
Hölldoblers Vortrag, zu dem alle Interessierten herzlich eingeladen sind, wird das Problem der Fremdenfeindlichkeit vor dem Hintergrund des gegensätzlichen Verhaltens von Lebewesen betrachten. Er wird dabei zwar aus evolutionsbiologischer Perspektive nach den Ursachen des Bio-Altruismus und der Xenophobie in der Natur fragen, den Menschen aber nicht vergessen.