Elektrisiermaschinen als Schmuck klassischer Salons

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Ab 30. April an der Universität Jena: Buch und Ausstellung zur Experimentalkultur um 1800
Jena (29.04.03) Strom kommt bei uns aus der Steckdose – er ist alltäglich, wenngleich ihn die Werbung inzwischen Gelb gefärbt und damit wieder ins Bewusstsein gerückt hat. Im 18. Jahrhundert war Elektrizität etwas Besonderes, entsprechend groß war das Interesse – auch ohne Farbe. Damals konnte Elektrizität nur durch Reibung erzeugt werden, wollte man nicht mit unkontrollierbaren und lebensbedrohlichen Blitzstrahlen experimentieren. Der Stromspaß ging jedoch weit über den engen Bereich der Physik hinaus. „Es entwickelte sich eine regelrechte Salonkultur des elektrischen Experiments“, beschreibt Prof. Dr. Dr. Olaf Breidbach vom Ernst-Haeckel-Haus der Jenaer Universität. Hier, in der Berggasse 7, wird am 30. April die Ausstellung „Die Elektrische Maschine – Zur Experimentalkultur um 1800“ eröffnet, die bis zum 30. September zu sehen sein wird.
Mittelpunkt der Ausstellung wird der Nachbau einer Elektrisiermaschine aus dem 18. Jahrhundert sein, die während der Ausstellung unter den Augen der Besucher vervollständigt wird. Sie wurde 1773 in Weimar von dem Hofmechanicus Georg Christoph Schmidt beschrieben und wird für die Jenaer Ausstellung von Heiko Weber gemeinsam mit dem Glashüttenmeister Horst Grimm (Gräfenroda) und Bernhard Klumbies, dem Leiter der physikalischen Werkstatt I der Friedrich-Schiller-Universität, erstellt. Das Modell, das im Rahmen des Sonderforschungsbereichs 482 „Ereignis Weimar-Jena. Kultur um 1800“ angefertigt wird, soll „die Konstruktion, die Funktion und die Nutzung dieses Geräts in der physikalischen Experimentierkunst der 18. Jahrhunderts aufzeigen“, erklärt Weber. Das Prinzip der Elektrisiermaschinen bestand darin, Körper gegeneinander zu reiben, von denen der eine Elektrizität ,abgab‘ und der andere Elektrizität ,aufnahm‘ und in ein Leitungssystem einspeiste. „Wie der Mechanismus funktionierte und ob nicht erst der Apparat die Körper elektrisch machte, darüber war man sich lange Zeit im Unklaren“, erklärt der Wissenschaftshistoriker Weber. Er hat zu diesem Thema das Buch „Die Elektrisiermaschinen im 18. Jahrhundert“ verfasst. Die Publikation wird zur Ausstellungseröffnung erstmals präsentiert.
Webers „Monographie mit Handbuchcharakter“ ist nach dem 1978 erschienenen Buch „Electricity from glass: the history of the frictional electrical machine 1600-1850“ von Willem Hackmann die erste umfassende Studie zur Geschichte und Typologie der Elektrisiermaschinen im 18. Jahrhundert. In seinem Band werden 150 Typen der Elektrisiermaschine mit Abbildung, detaillierter Beschreibung und historischen Quellen aufgeführt. Damit liegt ein ansehnliches Handbuch zu einem der bekanntesten Instrumente der Wissenschafts- und Unterhaltungskultur des 18. Jahrhunderts vor.
Bibliographische Angaben:
Heiko Weber: Die Elektrisiermaschinen im 18. Jahrhundert. Bd. 7 der Ernst-Haeckel-Haus-Studien. VWB – Verlag für Wissenschaft und Bildung. Berlin 2003. 22 Euro. ISBN 3-86135-487-X.
Hinweis für die Medien:
Zur Eröffnung der Ausstellung mit anschließender Präsentation des Bandes sind die Medien herzlich eingeladen. Sie beginnt am Mittwoch (30. April) um 19.00 Uhr im Ernst-Haeckel-Haus (Berggasse 7), Tel.: 03641 / 949500.
Die Ausstellung ist vom 30. April bis 30. September 2003 von dienstags bis freitags von 9-17 Uhr geöffnet. Eintritt: 2 Euro, ermäßigt 1 Euro.